Die Frage der Errichtung einer eigenen italienischen Universität in der österreichischen Monarchie oder, als Alternative dazu, einer italienischen Fakultät wurde ab 1848 immer wieder aufgegriffen und ab 1903 auf Regierungsebene intensiv diskutiert. Die dazu in Betracht gezogenen Lösungen waren unterschiedlich – Triest, Rovereto, Innsbruck. Aber letztlich fehlte es an einer einhelligen und kohärenten Entscheidung. Schliesslich beschloss man als Zwischenlösung die Errichtung einer italienischen Rechtsfakultät in Innsbruck, der Hauptstadt Tirols, die allerdings mit der Universität recht informell verbunden war. Dies führte zu heftigen Auseinandersetzungen in der Stadt, die am 4. November 1904 in der Zerstörung der Italienischen Fakultät gipfelten, die erst einen Tag vorher eröffnet worden war. Die Bilanz der Tumulte war ein Toter und zahlreiche Verletzte.
Nach über einem Jahrhundert dieser Geschehnisse versuchen österreichische und italienische HistorikerInnen gemeinsam das Ereignis aufzuarbeiten, dieses wissenschaftlich zu analysieren und auf diese Weise einen Beitrag zur gemeinsamen Betrachtungsweise einer dunklen Seite der Geschichte des habsburgischen Tirol zu leisten.
Univ.-Prof. Mag. Dr. Michael Gehler, seit 1999 ao. Univ.-Prof. am Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck; Permanent Senior Fellow am Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI) der Universität Bonn seit 2000. Gastprofessuren an den Universitäten Rostock, Salzburg und Leuven. Seit 2005 Mitglied der Historischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften; seit 2005 Mitglied der Verbindungsgruppe der Historiker bei der Kommission der Europäischen Gemeinschaften, seit 2006 Leiter des Instituts für Geschichte und Jean Monnet-Chair für vergleichende europäische Zeitgeschichte und Geschichte der europäischen Integration an der Stiftung Universität Hildesheim, seit 2008 korrespondierendes Mitglied der Philosophisch-Historischen Klasse und 2011-2012 Obmann der Historischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Weitere Informationen unter <http://www.gehler.at> und <http://www.uni-hildesheim.de/de/geschichte.htm>
Univ.-Prof. Dr. jur. et Dr. phil. Günther Pallaver lehrt am Institut für Politikwissenschaft der Universität Innsbruck. Studien in Innsbruck, Salzburg, Wien, Verona und London. Gastprofessuren an den Universitäten Bozen und Trient. Seit 2006 Dozent beim Internationalen Graduiertenkolleg »Politische Kommunikation« der Universitäten Frankfurt/M., Innsbruck, Trient, Pavia und Bologna. Seit 1991 Berufsjournalist und Mitglied des Ordine dei Giornalisti Italiens. Langjährige Mitarbeit beim Museo storico in Trento, später Fondazione Museo storico del Trentino. Forschungsschwerpunkte: Vergleich politischer Systeme mit Schwerpunkt Italien und Österreich; ethnische Minderheiten und (ethno)regionale Parteien, Politische Kommunikation, Vergleich politischer Systeme, Föderalismus. Präsident der Südtiroler Gesellschaft für Politikwissenschaft. Weitere Informationen unter: <http://www.uibk.ac.at/politikwissenschaft/team/homepage-mitarbeiter/webpage-guenther-pallaver/index.html.de>.